Kommandosmock „Klassiker" Winnen Kommandosmock

 

Aller Anfang ist schwer. Das galt auch für die Beschaffung von Ausrüstung für das Kommando Spezialkräfte. Dabei hätten die Beschaffungsorgane doch schon von dessen Vorgängern, den Kommandokompanien (B1), lernen müssen dass spezielle Aufgaben auch spezielle Ausrüstung benötigen. Doch bekanntlich tut man sich bei der BW schwer über den Tellerrand hinaus zu schauen. Fernspäher, welche die dienstlich gelieferte Ausrüstung teilweise durch britische ersetzten und ständige Klagen über unzureichende Materialeigenschaften ließen dazumal die Verantwortlichen nicht aufhorchen. Zumal deren Denken noch völlig auf die Konfrontation zwischen Ost und West, die Massen- und Abnutzungsschlacht, ausgerichtet war. Spezielle und Spezialkräfte würden dort ohnehin eher eine untergeordnete Rolle spielen und wurden daher von Haus aus stiefmütterlich behandelt. Durch die Aufstellung des KSK änderte sich das schlagartig. Plötzlich stand man in der (unerwünschten) Öffentlichkeit, es waren die nötigen Finanzmittel vorhanden und man musste auf die Wünsche des Kommandos reagieren. Und die hatten recht konkrete Vorstellungen was auf dem Wunschzettel zu stehen hatte. Durch die naturgemäß enge Zusammenarbeit zwischen deutschen und britischen Spezialkräften ist es nicht verwunderlich dass maßgebliche Einflüsse von der Insel kamen. Schnell kam die Forderung nach einem Multi-Pocket-Smock nach britischem Vorbild — nur in flecktarn, versteht sich.

 

Doch auch auf das Bitten und Drängen der Kommandokompanien reagierte die Beschaffung. Kleinserien wurden bei deutschen Herstellern militärischer Ausrüstung geordert, u.a. bei der Winnen GmbH und Co. KG, die schon ewig für die BW produzierte. Diesen Smock, quasi den absoluten Klassiker, möchten wir heute vorstellen. Produziert mit Versorgungsnummer 1994.

 

       

 

Der Smock ist wie die meisten aus dieser „Generation“ aus dem schweren 80% Baumwolle, 20% Polyester Gemisch hergestellt. Es ist der selbe Stoff der auch für die BW Feldjacke (umgangssprachlich Parka) benutzt wird. Natürlich hat er auch all die negativen Eigenschaften des Feldjackenstoffs: er ist schwer, wird noch viel schwerer wenn er nass wird, trocknet nur sehr schlecht und ist im Sommer einfach viel zu heiß. Doch in der Not frisst der Teufel Fliegen. Die Verarbeitung ist sauber und ordentlich ausgeführt, wie es sich für einen Ausrüstungsgegenstand mit solch wichtiger Funktion auch gehört. Man merkt dass der Hersteller viel Erfahrung mit militärischer Ausrüstung nach TL hat.

 

Gehen wir von oben nach unten. Oben prangt eine Kapuze. Diese besteht aus dem selben Stoff, ist also nur bedingt als Wetterschutz geeignet. Eine Verstärkung in Streifenform hilft der Kapuze die Form zu halten. Sie ist mittels zwei Tanka zumindest in ihrer Weite verstellbar. Aber noch ein weiteres Feature hat sie: auf der Rückseite der Kapuze befindet sich ein weiterer Tanka mit Kordelzug. Mit ihm kann man die Kapuze in der Halsregion eng anliegend machen, damit schlackert nix rum und Wasser kann nur schwer von vorn eindringen. Um diese Bänder auf der Innenseite zu verdecken existiert eine einfache Abdeckung, die Iedoch nur an drei Seiten angenäht ist. Theoretisch ist es also möglich einen kleinen Gegenstand, z.B. eine Fluchtkarte aus Seide etc, dort zu verstecken und einzunähen. Spätestens jetzt wird klar das dieser Smock ein Produkt aus militärischer Notwendigkeit ist, kein „Livestyle“ Produkt wie so manche moderne Smocks. Der Kragen schließt hoch ab womit die Kapuze insgesamt einen soliden und ordentlichen Schutz vor der Witterung bieten könnte (wenn gut imprägniert...). Im Genick findet sich übrigens noch ein kleiner Knopf. Wofür dieser dient ist mir jedoch unbekannt.

 

      

 

Verschlossen wird der Smock mit einem kleinzahnigen Reissverschluß, der von oben bis etwa auf höhe der Hüfttaschen reicht. Dies gibt auch im Knien oder bei anderen ausladenden Bewegungen genug Bewegungsfreiheit. Die restlichen Zentimeter werden bei Bedarf mit einem großflächigen (schwarzen) Klettband verschlossen. Gegenklett gehörte natürlich zum Lieferumfang. Die Abdeckleiste ist daher bis unten durchgehend und wird wie bei der „normalen“ Feldjacke mit schwarzen Druckknöpfen verschlossen. Eine passable Lösung, die mir persönlich besser gefällt als die unpraktischen Slotted Buttons heutzutage. Denn die Druckknöpfe öffnen und verschließen sich schneller und leichter als die bandgenähten Knöpfe. Anders an den Taschen. Auf diesen prangen sinnvoller Weise Slotted Buttons. Diese sind jedoch glänzend und erscheinen dadurch einen Hauch größer als heutige Buttons. Ebenfalls scheinen sie wesentlich massiver zu sein.

 

 

Die Brusttaschen sind klassische, aufgesetzte Blasebalgtaschen. Sie verschließen überlappend. D-Ringe finden sich zwar nicht, aber dafür eine Schlaufe aus Einfassband in die man einen Schlüsselring o.ä. durchziehen könnte.

 

Direkt neben den Brusttaschen finden sich die obligatorischen Einschubtaschen. Ihr Stauraum sitzt hinter den aufgesetzten Brusttaschen und hat exakt ihre Maße. Dazu findet sich auf der rechten Seite (unter der Abdeckleiste) ein kleiner RV der den Zugriff in den Smock und damit auf die lnnentaschen erlaubt.

 

  

 

Auf Tallienhöhe finden sich fünf aufgesetzte Taschen. Zunächst frontal zwei Taschen mit den Maßen der Brusttaschen. Auch diese werden mit Slotted Buttons verschlossen und haben die Schlaufe für den Schlüsselring. Daneben, also seitlich, findet sich je eine etwas größere (3cm breiter> aufgesetzte Tasche. Ebenfalls mit Schlaufe. Aber halt — hier ist noch etwas... ein senkrechter Reissverschluß sitzt etwas versteckt am seitlichen Rand der Tasche. Beim schnellen durchwühlen oder auspacken ist dieser fast nicht zu finden. Er gibt eine versteckte lnnentasche hinter den beiden Fronttaschen (also die beiden Taschen daneben) frei. Diese versteckte Tasche findet sich beidseitig.

 

 

Die letzte Tasche in Tallienhöhe ist eine großzügige „Arschtasche“. Sie ist sehr breit und bietet genug Platz für Poncho oder Poncholiner, Rettungsdecke oder Biwaksack — was auch immer. Sie wird mit drei Slotted Buttons verschlossen und verfügt ebenfalls über die Schlaufe. Der gesamte Smock lässt sich an der Tallie (also oberhalb der Taschen> von innen über zwei Tankas in der Weite regulieren. Des weiteren findet sich am unteren Ende ebenfalls ein Kordelzug um unten zuziehen zu können.

 

      

 

Die Arme des Smocks verfügen über ein fest aufgenähtes Nationalitätsabzeichen sowie jeweils eine Tasche. Diese haben zwar von der Grundfläche her die selben Maße, jedoch ist die Linke sehr flach, während die Rechte ca. 2cm nach oben Platz hat. Verschlossen werden beide mit einem kleinen, bandgenähten Knopf Ellenbogenverstärkungen? Fehlanzeige. Den Abschluß der Arme machen schwarze Strickbündchen, was gerade im Sommer nicht angenehm ist. Doch nur so ist man vor lästigen Krabbeltierchen geschützt. Übrigens hat der Smock auch unter den Armen zwei winzige RVs zur Belüftung.

 

Eins gibt es am Äusseren noch zu entdecken: einige olive Schlaufen zum einschlaufen von Tarnmaterial sind rund um den Smock verteilt.

 

Wenden wir uns der Innenseite des Smocks zu. Viel gibt es hier nicht zu entdecken. Auf der linken Brustseite findet sich eine kleine lnnentasche, die nur durch einen kleinen Klettstreifen verschlossen ist. Nicht sehr sicher. Mittig weiter unten die obligatorische Wilderertasche, mit zwei kleinen Zusatzeinschüben. Und das wars. Oder nicht? Dem aufmerksamen Auge fällt auf dass das Futter der versteckten Tasche auf der Innenseite nur an drei Seiten angenäht ist. Auch hier bietet sich wieder Platz für ein kleines Versteck zum einnähen. Eine kleine „Anleitung“ dazu ist sogar Werksseitig schon vorgegeben. Die eine Seite ist halb verschlossen.

 

     

 

 Fazit: Zweifelsfrei kann der Smock mit heutigen Smocks nicht mehr mithalten. Doch das bezieht sich ausschließlich auf das verwendete Material. Die Taschenaufteilung sowie die kleinen Gimmicks sind ideal, die Verarbeitung grundsolide. Mit diesem Smock hat man ein puristisches Konzept in der Hand. Mehr muß einfach nicht sein, mehr ist Spielerei. Eine Steigerung stellt vielleicht noch die KHS Kommandofeldjacke dar. Der Winnen Smock ist auf jeden Fall ein Sammlerstück.

 

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