Berghaus Atlas

 

Man kann den Berghaus Atlas nicht beschreiben ohne zwangsläufig auf das legendäre Modell Vulcan aufmerksam zu machen. Der Vulcan — der wohl meistkopierte Rucksack der Welt — freut sich nach wie vor großer Beliebtheit bei zahlreichen militärischen Einheiten. So wundert es nicht, daß der Vulcan dienstlich an ausgewählte Einheiten der Bundeswehr geliefert wurde und dort auch heute noch im Einsatz ist. Der Nachfolger des Vulcan — der Atlas, merzte einige Schwächen des Vulcan aus und stellt heute das „Arbeitstier“ z.B. für Einheiten der DSO (Division Spezielle Operationen) wie u.a. das KSK. Bei genauerer Betrachtung fällt jedoch auf daß der Atlas kein direkter Nachfolger des Vulcan ist — vielmehr wurde ein anderes Konzept verfolgt — und das mit Erfolg.

 

In diesem Review werden wir den Atlas ausführlich vorstellen, sowie Gemeinsamkeiten und Unterschiede zum Vulcan herausfinden.

 

       

 

Erster Eindruck:

Der erste Eindruck ist ein „OHA !“ Effekt - er ist groß - größer als der Vulcan so scheint es. Dabei ist Berghaus dem bewährten Volumen von 100 Litern treu geblieben. Warum ? Mehr als 100 Liter müssen einfach nicht sein. Die Volumenmonster von 120/130 Litern verleiten nur dazu unnütze und überflüssige Dinge zu verpacken, gemäß dem alten Spruch ‚Gib einem Mann einen großen Rucksack und er wird etwas finden das er hinein tut.“. Dazu kommt - je mehr Volumen ein Rucksack hat, desto größer wird er in seinen Maßen, um so unhandlicher und sperriger ist er. Gerade wenn es darum geht sich relativ lautlos zu bewegen, kann ein übergroßer Rucksack schnell stören (Geäst, Büsche usw.). Nachdem man sich erstmal mit den Maßen des Atlas vertraut gemacht hat, fallen schnell einige Details auf: Das Material ist das gewohnte und berghaustypische „Ardura 1000“, ein robustes, abriebfestes und innengummiertes Gewebe mit der typischen helloliven Farbe. Eingefaßt wird das Material durch ein stabiles Einfassband in einem etwas dunkleren Oliv, das einen schönen Kontrast bietet. In derselben Farbe sind die hochwertigen Nylonriemen gehalten. Wo wir gerade beim Material sind: auf den Steckverschlüssen prangt der Schriftzug „Berghaus“, ebenso auf den Schiebern der Reißverschlüsse. Die sind natürlich hochwertig und von YKK. Die Verarbeitung ist erwartungsgemäß hoch, alle Nähte sind sauber ausgeführt, wichtige Stellen sind verstärkt.

 

Der Rucksack unterteilt sich in mehrere Bereiche, die wir einzeln ansprechen wollen. Zunächst der Deckel. Er ist einer der größten Unterschiede zum Vulcan. War der Deckel dort noch fest am Rucksackkörper vernäht, ist er am Atlas völlig abnehmbar.

 

 

Das bringt mehrere Vorteile: zunächst kann der Deckel auch dann noch vollständig geschlossen werden wenn der Rucksack mal „übervoll“ ist. Zudem ist es so bequem möglich einen Escapepack (z.B. den dienstlich gelieferten Berghaus Munro) unter den Deckel zu packen.

 

 

So müssen nur zwei Steckverschlüsse geöffnet werden um auf ihn zugreifen zu können. Der Deckel an sich ist großzügig bemessen und hat den üblichen Gummizug an den Seiten. Er wird von zwei Riemen hinten und zwei Steckverschlüssen vorn gehalten. Zusätzlich befindet sich hinten noch ein dritter Riemen mit Steckverschluß, welcher durch die Mitte geführt wird. Interessanterweise hat dieser Riemen nicht die Funktion den Deckel zu halten, sondern eine andere. Der Riemen läßt sich per Schnellverschluß vorn am Rucksackköper befestigen. Wozu ? Zunächst kann man so die Breite der Öffnung des Rucksackkörpers regulieren. Bei Toploadern sowieso eine knifflige Sache. Doch damit nicht genug – der Riemen läßt sich u.a. über den Escapepack schnallen – so ist dieser beim Öffnen des Deckels nicht gleich ganz frei und nochmals gesichert. Der Dritte Effekt ist der, daß der Deckel sauber nach hinten klappt und nicht irgendwo hin pendelt wenn er einmal geöffnet ist.

 

           

 

Im Deckel befindet sich eine Tasche, die von hinten per Reißverschluß zugänglich ist. Beim genaueren Hinsehen offenbart sich daß es sich dabei um eine aufgesetzte Tasche handelt, die jedoch optimal ins Design des Deckels integriert wurde und nicht so klobig wie die des Vulcan daherkommt. Das Volumen bewegt sich um die 4 Liter, also ausreichend für den Rucksackbezug oder auch die Nässeschutzjacke.

 

   

 

Auf der Tasche befinden sich zwei Reihen Gurtband die mit Unterbrechung aufgenäht wurden – also Schlaufen bilden. Ob man hier einen Gummizug durchfädelt oder den Platz zum aufschnallen zusätzlicher Ausrüstung nutzt bleibt offen. In der Innenseite des Deckels ist ebenfalls eine Reisverschlußtasche, gedacht für kleine Dokumente oder anderes dünnes Kleinzeugs. Das Volumen hier liegt bei ca. 2 Litern.

 

 

Der Rucksackhauptkörper nimmt mit seinen 74 Litern logischerweise den meisten Platz in Anspruch. Dabei unterteilt er sich in Hauptfach und Schlafsackfach. Bleiben wir zunächst beim Hauptfach: Das bietet mit ca. 55 Litern jede Menge Stauraum. Eine innere Unterteilung existiert nicht – würde auch eher stören. Die Trennung zum Schlafsackfach wird wie üblich mit einem stabilen Nylongewebe und einem Schnürzug hergestellt. Den oberen Abschluß bildet ein umgenähter Rand mit 14 eingelassenen Metallösen durch die ein Schnürzug führt. Damit kann man das Volumen komprimieren bzw. an Ort und Stelle lassen. Dem schließt sich das obligatorische Nylongewebe an, das oben ebenfalls mit einem Schnürzug (innenliegend) verschlossen wird. Seiner Hauptfunktion – dem Feuchtigkeitsschutz – wird das Gewebe problemlos gerecht, es ist innengummiert und äußerst reißfest. Ausserdem ist es sehr großzügig bemessen, so daß man den Rucksack problemlos auch überladen kann. Weitere 10 Liter kann man durchaus rausholen.

 

   

 

Im Frontbereich des Rucksackkörpers befindet sich eine praktische Trageschlaufe, genau so wie am Rücken. Zusätzliche Gurtaufnahmen, und Schaufen runden das Bild ab. Positiv: um keine lose umhervagabundierenden Bänder am Rucksack zu haben wurden diese mit einer „Führung“ am Rucksackkörper versehen. Nach unten trennt eine Schneeschürze das Hauptfach vom Schlafsackfach.

 

 

Das ist mit seinen 20 Litern geräumig – wenn auch nicht übergroß. Verglichen mit dem regelrecht winzigen Schlafsackfach des Vulcan eine wirkliche Verbesserung. Verschlossen wird es mit einem gebogenen Reißverschluß mit großen, schmutzunempfindlichen Zähnen. Im Gegensatz zum Vulcan ist das Schlafsackfach noch zusätzlich mit zwei Steckverschlüssen gesichert. So läßt sich das Volumen ggf. noch komprimieren. Das interessante an dem Verschluß – auch diese Riemen sind mit einer Führung versehen – so daß es kein Problem ist eine gerollte Isomatte (z.B. eine gekürzte US-Isomatte) davor zuschnallen. Am Boden des Fachs sind noch die berghausüblichen Aufnahmen für Skistöcke o.ä.

 

   

 

Die Seitentaschen – mit jeweils 10 Litern Volumen bieten sie den selben Platz wie die des Vulcan – auch wenn einem das nicht so vorkommt. Die Taschen lassen sich seitlich zu 2/3 öffnen. Das gewährleistet zwar einen leichteren Zugriff und erleichtert auch die Übersicht – jedoch lassen sie sich nicht mehr so vollstopfen wie die des Vulcan. So wundert es nicht daß es Kameraden gibt welche die Außentaschen des Vulcan am Atlas tragen – beide sind untereinander kompatibel. Ein Doppelreißverschluß verschließt die Taschen. Mit Reißverschlüssen lassen sich die Seitentaschen vom Hauptkörper trennen (und natürlich wieder anbringen). Zwei zusätzliche Riemen bieten darüber hinaus noch eine Sicherung – und eine Möglichkeit das Rucksackvolumen gänzlich zu komprimieren. Im Lieferumfang sind natürlich zwei kleine Rucksackträger, die schnell angeschnallt sind. Damit läßt sich aus den zwei Seitentaschen ein kleiner Daypack von 20 Litern machen. Über den Sinn dieser 2x10 Liter läßt sich natürlich streiten.

 

           

 

   

 

Kommen wir zum wichtigsten am ganzen Rucksack – das Tragesystem. Beim Atlas handelt es sich – wie beim Vulcan – um das Cyclops System. Genaugenommen Cyclops II. Das besteht im Wesentlichen aus einer T-förmigen Metallschiene, die sich nach unten verbreitert und schließlich zu zwei Schienen trennt. Das bietet eine sehr solide Auflage und optimalen Tragekomfort. Der Atlas ist wie der Vulcan in vier verschiedenen Größen lieferbar – I bis IV – abhängig von der Rückenlänge. Sowohl Rückenpartie, als auch Trageriemen und Hüftgurte sind ordentlich und entsprechend hart gepolstert. Die Trageriemen besitzen natürlich eine Anzugverstellung (oben) sowie ebenfalls eine Führung für den Riemen.

 

 

Natürlich gehört ein Brustgurt zum Lieferumfang. Wie geschrieben ist der Hüftgurt massiv und wird mit dem bekannten „Bergbuckle“ verschlossen. Anders als beim großen Steckverschluß bedarf es hier nur einem kleinen Zug und der Hüftgurt springt auf. Natürlich läßt sich auch am Hüftgurt der Anzug verstellen – jedoch nicht direkt wie beim Vulcan, sondern über eine zusätzliche Schnalle die gleichzeitig auf das Schlafsackfach einwirkt.

 

       

 

Extras: Viele Extras und Zubehör hat Berghaus nicht spendiert – sind aber auch nicht wirklich notwenig. Dort wo man es benötigt findet man ausreichend Schlaufen und Riemen, sowie Aufhängungen. Wie üblich sind im Lieferumfang jedoch zwei Skistockhalterungen mit Gummiband – man kann sie damit also auch für anderes verwenden, z.B. für ein Seil oder notfalls eine Waffe.

 

Modifikationen: Viel muß man am Atlas nicht selbst machen – Mir fehlen Klettpaneele für das Namensschild und für Leuchttrassierband. Hier muß man selbst nachrüsten. Den Deckel werde ich mit einer Gummischnürung versehen um notfalls etwas draufschnallen zu können. Die Reißverschlußschieber habe ich alle mit einem Saitenschneider entfernt und durch Paracord (Fallschirmschnur) ersetzt. Das ermöglicht besseres Greifen mit nassen Fingern oder Handschuhen, außerdem minimiert es das störende klimpern. Geräuschtarnung läßt grüßen.

 

Fazit: Die DSO weiß schon was sie an ihren Atlas hat. Ein solider Rucksack, nicht zu groß, mit allen Funktionen die man benötigt und ohne überflüssigen Schnickschnack. Schaut man ihn sich genauer an weiß man woher TT seine Ideen für den „Fernspäh“ hatte – auch wenn der Fernspäh meiner Meinung nach nicht an den Atlas heran kommt. Im Vergleich zum Vulcan bietet der Atlas den Vorteil daß er in der Breite wesentlich schmaler ausfällt. Man bleibt also nicht mehr so oft in irgendwelchen Schonungen hängen.

 

Wirklich punkten kann der Atlas im Preis/Leistungsverhältnis. Für 179 EUR kein Schnäppchen, aber eine Investition an der man lange Spaß hat. Immerhin bietet Berghaus eine lebenslange Garantie. Spätestens wenn es darum geht tatsächlich mal mehr als 500 Meter mit Gepäck zu marschieren wird jeder drei Kreuze machen der einen Berghaus auf dem Rücken hat - und keine Fernostkopie.

 

 

zurück zum Archiv

 

Dieses Review (Text und Bild) ist Eigentum des FeSpähKdoKp 510 Airsoftteams gemäß dem Urheberrecht. Sollten Sie Text oder Bild nutzen wollen, bitten wir um vorherige Genehmigung durch uns. Auch ein Verlinken von Inhalten bitten wir mit uns abzustimmen.